Am 19. Juli 1904 wurde die Lokalbahn zwischen Pressath und Eschenbach im Rahmen großer Eröffnungsfeierlichkeiten eingeweiht. Der Weg dahin war beschwerlich und dauerte einige Jahrzehnte. Schon 1860 wurde eine Eisenbahnverbindung geplant, die Amberg und Bayreuth in kürzester Linie verbinden sollte. Eine Verbindung über Grafenwöhr war im Gespräch. Jedoch kam man von diesem Plan wieder ab und verwirklichte 1863 die Streckenführung durch das Naabtal von Schwandorf – Weiden über Pressath nach Bayreuth. Dass Hütten, Gmünd und Grafenwöhr außen vor geblieben waren, soll an einigen Großbegüterten und Gutsbesitzern gescheitert sein. Sie befürchteten wirtschaftliche Folgen, insbesondere Grundabgaben an die Bahn und die Verteuerung der billigen Arbeitskräfte. In den 1890er Jahren diskutierte der Landtag verstärkt über die Errichtung von Nebenlinien, die jede halbwegs bedeutende Kleinstadt an das bestehende Hauptverkehrsnetz anschließen sollte. Im Juni 1900 entschieden sich die Verantwortlichen für die Errichtung einer 20,74 km langen Lokalbahn mit der Streckenführung Pressath-Grafenwöhr-Eschenbach-Kirchenthumbach.
Der Bahnhof in Grafenwöhr wurde 1200 m vom Ortskern entfernt erbaut. Heute ist dort ein Supermarkt in der Bahnhofsiedlung. Eine Verlagerung nach Süden hätte die Strecke um 1,3 km verlängert und entsprechend verteuert.
Im Juli 1904 startete der Linienverkehr zwischen Pressath und Eschenbach. Im Dezember 1904 folgte der restliche Teilabschnitt bis Kirchenthumbach.
Für Grafenwöhr war der Bahnanschluss ein wichtiges Kriterium für die Ansiedlung eines Truppenübungsplatzes. Schließlich gewann die Strecke nach dessen Errichtung 1908 noch mehr an Bedeutung. Es wurde eine zusätzliche 2,67 km lange Militärbahn vom Grafenwöhrer Bahnhof ins Truppenlager gelegt. Dieses Teilstück, das noch immer mit Pressath verbunden ist, wird bis heute von den Amerikanern für Militärtransporte genutzt.
Besonders in Anspruch genommen wurde die Eisenbahn während des 1. Weltkrieges. Im Truppenübungsplatz befand sich das größte Gefangenenlager Bayerns. Es waren dort 23.000 Kriegsgefangene untergebracht und mussten versorgt werden. Neben Lebensmitteln kam auch Post für die französischen und russischen Gefangenen an. In Spitzenzeiten trafen täglich bis zu 3 Waggons mit Paketen und Briefen aus dem Ausland ein.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Zugverbindung nach Grafenwöhr von den sogenannten „Fräuleins“ gerne genutzt. Da vermutlich bis zu 18.000 junge amerikanische Soldaten auf dem Übungsgelände angekommen waren, ließ es sich nicht vermeiden, dass in kürzester Zeit zahlreiche „professionelle“ Damen nach Grafenwöhr strömten. Sie reisten mit der Bahn meist von Nürnberg oder Frankfurt an. Viele trafen ihre Kunden bereits auf halbem Weg zwischen Stadt und Bahnhof zum „Stelldichein“.
Das Ende der Lokalbahn
Bereits in den 50er Jahren verlagerte sich der Personen- und Güterverkehr immer mehr auf die Straße. 1962 stellte man bereits den Personenverkehr ein. Am 28. Februar 1977 fuhr schließlich der letzte Güterzug nach Eschenbach und im Jahr darauf begann man mit dem Abbau der Gleise zwischen Grafenwöhr und Eschenbach. Der baufällige Bahnhof wurde 1997 abgebrochen, um dem heutigen Fachmarktzentrum Platz zu machen.
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