Was bleibt von den einstigen lebendigen Ortschaften? Von den Dörfern sind heute nur noch wenige Ruinen und Keller übrig. Die Natur hat sich ihr Terrain zurückerobert. Das restlose Verschwinden der Dörfer ist allerdings, wie oft irrtümlich angenommen, nicht dem Übungsbetrieb der Amerikaner zuzuschreiben. Im Gegenteil, die Besatzer zeigten sich nach dem Krieg großzügig. Grafenwöhr war schwer von Bombardierungen getroffen, es fehlte an Baumaterial. Die Dörfer im Übungsplatz waren erst seit sieben Jahren verlassen und deshalb gaben die Amerikaner die Häuser und Gebäude als Baumaterial frei. Und so wurden in zahlreichen Grafenwöhrer, teils auch in Eschenbacher Häusern Türstöcke, Fenster und vor allem Ziegelsteine oder Dachrinnen aus den ehemaligen Dörfern verbaut.
Die Umweltabteilung der US-Garrison Bavaria betreibt heute intensiven Denkmalschutz und bewahrt die noch vorhandenen Kirchen Pappenberg und Hopfenohe, die Friedhöfe Pappenberg und Haag, die Felsenkeller in Haag und weitere Ruinen und Keller liebevoll und fachgerecht für die Nachwelt.
Die standesamtlichen Unterlagen vieler Ortschaften sind heute bei der Stadt Grafenwöhr aufbewahrt. Und auch in der Sammlung des Kultur- und Militärmuseums Grafenwöhr sind einige alte Dokumente oder Gegenstände von den einstigen Ortschaften erhalten geblieben.
So z.B. ein Film über Haag, der den Umzug und das einstige Dorfleben dokumentiert und im Kultur- und Militärmuseum als DVD erhältlich ist. Weiterhin eine Audio-Aufnahme, in der die Abschiedszeremonie der Dorfbewohner mit Blaskapelle, Pfarrer, Gebeten, Gedichten und Böllern für die Nachwelt erhalten wurde. Zu verdanken sind die außergewöhnlichen Dokumente Paul Huber, dem damaligen Lehrer von Haag, der über entsprechende Technik verfügte.
Auch die alte Feuerwehrspritze aus Haag gehört zur Museumssammlung. Sie steht heute als Ausstellungsstück im Grafenwöhrer Feuerwehrhaus. Ebenso ist eine Feuerwehruniform aus Haag im Kultur- und Militärmuseum erhalten.
Ein weiteres Relikt aus der Sammlung ist ein Sessel aus dem Schloss Hammergänlas. Das riesige Gut mit Brauerei gehörte lange der Familie von Grafenstein, die schließlich nach der Ablösung nach Grafenwöhr übersiedelten und die Löwenbrauerei übernahmen. So gelangte durch Überlassung auch der ansehnliche Sessel in den Besitz des Museums. Von der Schlossbrauerei Hammergänlas sind außerdem Bierkrüge im Museum erhalten.
Unwirklich und weit entfernt erscheint die Auflösung von Dörfern heutzutage. Doch auch heute noch werden Dörfer aufgelassen, z.B. im Ruhrgebiet wegen Tagebau von Braunkohle. Schon immer wurden Siedlungen aus verschiedenen Gründen aufgegeben, z.B. im Mittelalter oder nach dem 30-jährigen Krieg. Manche findet man noch in historischen Quellen, manche leben in Sagen fort, z.B. Hertwigshof bei Grafenwöhr oder die Stadt Mirga bei Speinshart. Der Landkreis Neustadt ist von verlorenen Dörfern besonders betroffen, da auch im Osten an der tschechischen Grenze, wenn auch aus anderen Gründen, aufgelassene Orte zu verzeichnen sind. Betroffene mit Erinnerungen gibt es nach so langer Zeit immer weniger. Was bleibt sind Fotos, Gegenstände und Erzählungen von den einstigen lebendigen Orten.