1915 überprüften eine dänisch-russische Kommission und das Internationale Rote Kreuz die Haftbedingungen.
Moniert wurden neben den unzulänglichen Unterkünften, die katastrophale Hygiene und die schlechte ärztliche Versorgung mit 10 Ärzten für 10.000 Gefangene. Außerdem die mangelhafte Versorgung mit Nahrung. Morgens Ersatzkaffee mit Brotresten, mittags Suppe und abends Suppenreste mit Fisch, so werden die kargen Rationen beschrieben. Gerade die Franzosen beschwerten sich über das schlechte Essen mit viel Fleisch, kaum Gemüse und viel zu wenig und schlechtes Brot. Das Rote Kreuz wusste, dass dies in allen bayerischen Lagern so war, die Verantwortlichen im Kriegsministerium rechtfertigten sich, dass Gemüse in Bayern einfach teuer sei und man deswegen eben viel Fleisch esse. Überliefert im Eschenbacher Amtsblatt ist, dass 30 Bäcker pro Tag in vier Feldbacköfen 300 Zentner Roggenmehl zu Brot buken. Täglich trafen weiterhin 4.000 bis 5.000 kg Fleisch ein, zudem schlachteten die Militärmetzger rund 200 Schweine. Als „Notration“ stand eine Herde Ochsen zur Verfügung. Man hatte einen Verbrauch von einem Bahnwaggon an Gemüse. Dies waren Kartoffeln, Weißkraut, Sauerkraut oder Rüben. Im Herbst 1915 suchte das Lager über die Zeitung bei der Bevölkerung Kartoffeln zuzukaufen. Zum Abendessen gab es meistens Käse oder Heringe, welche ebenfalls waggonweise angefordert wurden. Als Getränk stand Tee zur Verfügung.
Das Leben im Lager ist recht gut dokumentiert, es gibt im Kriegsarchiv Unterlagen, Aufsätze, wie den von Dr. Gerd Müller, des Weiteren Zeitzeugenberichte in deutscher, englischer und französischer Sprache. Außergewöhnlich ist eine Lagerzeitschrift auf Französisch mit nur wenigen Seiten, die von französischen Gefangenen heimlich herausgegeben und vervielfältigt wurde. Die erste Ausgabe ist auf den 6. Dezember 1914 datiert, die letzte bekannt vom Juli 1915. Unglaublich und von Ironie strotzend mutet die Weihnachtszeitschrift vom Heiligabend 1914 an. Diese ist vor einigen Jahren in einem Konvolut von Dokumenten aus den Lagern Grafenwöhr und Regensburg aufgetaucht, von dem unter anderem der Bayerische Rundfunk und Der Neue Tag berichteten. In der Zeitschrift beschrieben wird ein imaginäres Weihnachtsmenü abgestimmt auf das Kriegsgefangenlager, das von Romanisten der Universität Regensburg wie folgt interpretiert wurde. Das Menü enthält die Ortsanagabe Hôtel de l‘ Ecurie 57, sprich das Stalllager, in dem die Franzosen untergebracht waren.
Die Vorspeise wird als „Entrée des courants d’air“ bezeichnet, sie besteht aus nichts als Luft. Man könnte darin einen Hinweis auf die ständige Zugluft in den Baracken herauslesen. Es folgt eine Suppe „Potage à la Fernandaise“. Bei dieser Bedeutung ist nicht ganz klar, ob es sich auf die edle Rinderrasse Ferrandaise oder einen Eigennamen bezieht. Es könnte sich auch um einen Seitenhieb auf den zukünftigen Lagerkommandanten Ferdinand Hocheder handeln, der als Choleriker bekannt und als Führungsperson völlig inkompetent war. Beim nächsten Gang folgt „Jardines de Joinville“. Joinville ist eine Kleinstadt im Nordosten Frankreichs, zu dem der Menüschreiber womöglich Bezug hatte. Eventuell steckt auch ein Schreibfehler hinter Jardines und es handelt sich um „Tartines“, also belegte Brötchen. Dazu gab es „Saucisses fumées Strasbourgeoises“, also geräucherte Straßburger Würstchen. Zum Hauptgang gehörte auch „Aperçu de beurre“, eine Ahnung von Butter, also eine Anspielung auf die karge Kost im Lager. Das Menü umfasst weiterhin „Simili Gruyère sans odeur“, einen Gruyère-ähnlichen Käse jedoch ohne Geschmack. Dazu werden „Pain Kartofel“, also Kartoffelbrot gereicht, ein Seitenhieb auf das schlechte Brot im Lager. Das Dessert ist nicht eindeutig zuzuordnen, es handelt sich dabei um Apfelkompott à la Gés, Géo oder Gis, weiterhin Konfitüre aus Polangis, ein Stadtteil des bereits erwähnten Joinville. Als Abschluss wird ein kleiner Butterkeks „Petit Beurre Cotor“ serviert, Cotor kann allerdings nicht zugeordnet werden. Dazu gibt es „Crème phosphatiné au lait condensé“, vermutlich Getreidebrei mit Kondensmilch.
Zum Weihnachtsmenü wurden ebenso exquisite Tropfen serviert. „Nix Bière München“ und Wein „Chateau Lapompe“. Wein aus der Pumpe kann als Hinweis auf die Wasserleitung im Lager bezogen werden. Neben den Pumpanlagen befanden sich die Aborte. Zum Abschluss des Festmenüs gönnten sich die Häftlinge „Cigares Bavarois“, Fantasie- Zigarren sowie reale „Cigarettes Fatma“, der Sorte Fatima, deren Name zudem bedeutet „die, die sich entwöhnt“. „Burus“, ist bekannt als „les cigarettes du Poilu“, „so viel man möchte“, also nach Belieben.
Mit diesem Fantasie-Menü wollten die Gefangenen einerseits ihre noble Herkunft unterstreichen, andererseits redete man sich den Heiligen Abend schön und dachte an vergangene Weihnachten vor dem Krieg. Die ausführliche Menü-Analyse der Uni Regensburg ist im Archiv des Neuen Tags nachzulesen.