Nationalstolz war besonders im ersten Weltkrieg ein Thema aller Nationen. Ein Artikel aus dem Oberpfälzer Kurier beschreibt das Eintreffen des gefangenen Feindes Ende August 1914 in Grafenwöhr mit deutscher Überlegenheit: „…blutjunge Menschen, ergraute Männer, das soll die Elitetruppe sein? Wie sähen dann erst die anderen aus…“ Weiter beschreibt die Zeitung, dass auch die Franzosen selbstbewusst auftraten und eine stolze Miene aufsetzten, sahen sie sich doch als „grande nation“ im Gegensatz zu den deutschen Barbaren. Doch auch Angst und Trauer wurde in den Gesichtern wahrgenommen. Bei allem Hass auf den Feind, sah man auch deren Opfer: „ … denn auch sie haben geblutet für ihr Vaterland. An dem ungerechten Krieg sind sie unschuldig.“
Zum ewigen Klassenfeind der Franzosen gab es nochmals einen großen Unterschied zu den russischen Gefangenen, deshalb trennte man die französischen und belgischen Kriegsgefangenen von Beginn an von den russischen. Sowohl Deutsche, als auch Franzosen schauten damals auf das einfache Volk aus dem Osten herab. Französische Kriegsgefangene versuchten sogar ihre Arbeiten den Russen aufzudrücken, wenn keiner hinschaute und sie gegen einen kleinen Obolus als Diener zu missbrauchen. „Lieber 100 Franzosen, als 10 Russen bewachen …“ berichtete der Oberpfälzer Kurier in Weiden 1916 das Lamento der bayerischen Wachposten. Was war das Problem mit der fremden Nation?
„Die Russen wirken abstoßend“, berichtete das Amtsblatt Eschenbach im Februar 1915. Sie seien von haarsträubender Unreinlichkeit, jedoch fleißiger bei der Arbeit als die Franzosen. Russen legten eine Fressgier an den Tag. „Wenn ein mit Lebensmittel beladener Wagen kommt, sind die Russen nur mit Hieben zurückzuhalten.“ Talent bescheinigte man ihnen allerdings beim Kunsthandwerken: „Die Russen entwickeln eine große Geschicklichkeit im Anfertigen von Holzschnitzereien (Vögel aus einem Stück Kiefernholz); sie verkaufen diese Sachen und bessern dabei ihr Taschengeld auf.“ Schmuckkästchen aus Stroh und Schnitzarbeiten von damals sind im Kultur- und Militärmuseum ausgestellt.
Die Mentalität und die Sprachbarriere waren ein weiterer Störfaktor im Lager. Die russischen Gefangenen wurden anfangs von ihren griechisch-orthodoxen Popen mit aufrührerischen Gebeten und Predigten angestachelt. Aufgrund der fremden Sprache wurde dies erst 1915 aufgedeckt und die Popen ihres Amtes enthoben, mangels Alternativen wurden diese durch einen polnischen katholischen Pfarrer ersetzt. Insgesamt gab es zwar von allen Gefangenen regelmäßig Fluchtversuche und kleinere Resistenzen, Tätlichkeiten gegen das Wachpersonal oder ein großer Aufstand wurden jedoch in den knapp vier Jahren des Bestehens des Gefangegenlagers trotz widriger Umstände nicht angezettelt.