2020 ist das Schulleben geprägt von der aktuellen Corona-Krise. Um den richtigen Abstand einhalten zu können, sitzen nur wenige Schüler in einem Klassenzimmer. Im Schichtunterricht müssen Lehrer die Stunden organisieren.
Schicht- oder Wechselunterricht gab es schon einmal in Grafenwöhr. Im Moment dürfen nur wenige Kinder ins Klassenzimmer. Im Schuljahr 1930/31 war genau das Gegenteil das Dilemma – es waren bis zu 70 Schüler in einem Zimmer untergebracht!
Wie kam es dazu?
Mit Eröffnung des Truppenübungsplatzes 1908/10 stieg die Kinderzahl an und es war erforderlich noch vor dem 1. Weltkrieg eine vierte Lehrkraft einzustellen. Das Schulhaus zog ab 1859 vom Lehrerwohnhaus und heutigem Bürgerbüro in die oberen Räume des Rathauses. 1919 wurde eine fünfte Lehrstelle errichtet. Die fünf Lehrkräfte unterrichteten in 4 Schulräumen.
Schnell wurde der dringende Ruf nach einem neuen Schulhaus laut. Aber durch die Uneinigkeit der Bürger hinsichtlich der Wahl des Bauplatzes kam die Angelegenheit ins Stocken. Es kam sogar der absurde Gedanke auf, das historische Rathaus abzureißen. Dies konnte von vernünftigen Männern zur rechten Zeit verhindert werden. Ein Dankeschön an diese Männer!
Die unselige Inflation nach dem Krieg hat das auf der Bank ruhende Kapital (270 000 Mark Ablösegelder von Gemeindegründen im Truppenübungsplatz), das für einen Schulhausneubau vorgesehen war, aufgefressen und ließ eine Wiederaufnahme des Schulhausprojektes nicht mehr zu.
1925 war bereits ein Vollunterricht an der Schule nicht mehr möglich. Wechsel- und Abteilungsunterricht wurden zum Leidwesen der Eltern und Lehrer sozusagen zur Norm in Grafenwöhr. Im Schuljahr 1929/30 unterrichteten 5 Lehrkräfte 340 Kinder. 1930/31 waren es sogar 70 Kinder je Lehrkraft.
Da die Zustände immer schlimmer wurden, hatte die Stadt für das Schuljahr 1931/32 im Truppenübungsplatz Unteroffiziersspeisesäle für zwei Jungenklassen angemietet. Diese Noträume wurden mit zwei Knabendoppelklassen bezogen: 6./7. Klasse mit Hauptlehrer Bertelshofer und 3./4. Klasse mit Lehrer Richter. 1935 erfolgte von der Wehrmacht für die Räumlichkeiten die Kündigung. Aber der Schulhausbau oberhalb des Friedhofes war schon im Gange. Am 26. September 1936 konnte das neue Schulhaus endlich eingeweiht werden. Das Schulhaus wurde als Musterschulhaus der gesamten Oberpfalz bekannt.
Für Schlaumeier noch etwas Schulgeschichte: Ein Schulmeister für Grafenwöhr wird erstmals für 1488 nachgewiesen. Ob er länger hier verweilte oder ein damals weitverbreiteter Wanderlehrer war, ist nicht mehr festzustellen. Mit Sicherheit sind die Anfänge der Schule in Grafenwöhr um 1500 festzulegen, denn der Stadtschreiber hat in seiner Wohnung den ersten Unterricht abgehalten.
Erst nach 1565 wird von einer dauerhaften Anstellung eines Lehrers berichtet. Bezahlt wurde dieser übrigens von der Gemeinde und den Eltern. Es stand ihm ein Schulacker und ein Schulweiher zur Bewirtschaftung zu und in der Pfarrei war er als Kantor angestellt. Bis 1683 gab es nur im Winter Unterricht. Danach auch im Sommer, so hat es der Stadtrat bestimmt.
Während der Anfänge unterrichtete der Lehrer in seiner Wohnung. Ab 1580 war das Haus ganz unten am Marktplatz gegenüber der Alten Pfarrkirche das Schulgebäude (heute Bürgerbüro). 1859 wurde dieses Gebäude zum Lehrerwohnhaus umfunktioniert und die Schulräume ins Rathaus verlegt.