Wasserkraft und Holz verhalfen der Oberpfalz im Mittelalter zu wirtschaftlicher Blüte. Sie waren Grundlage für die Gewinnung und Verarbeitung von Eisen. Reiches Erzvorkommen, dichte Wälder und kräftige Flüsse machten die Oberpfalz zum „Ruhrgebiet des Mittelalters“. Auch rund um Grafenwöhr finden sich zahlreiche Zeugnisse der einstigen Eisenindustrie. Seit jeher wurde die Wasserkraft auch genutzt, um Mühlräder anzutreiben. Hämmer und Mühlen wechseln sich so an den Fluss- und Bachläufen in der Gegend ab.
Blütezeit im Mittelalter
Ende des 13. Jahrhunderts war an der Haidenaab der Eisenboom ausgebrochen. Die Hammerwerke Hütten und Grub waren bereits in Betrieb, Gmünd folgte wenig später. Die umliegenden Wälder lieferten genügend Holz für Kohlemeiler, mit deren Kohle die Zrennherde der Eisenverhüttung angeschürt wurden. Flurnamen und Familiennamen wie Kollermühle oder Meiler weisen heute noch darauf hin. An kleineren Flussläufen und gut erreichbaren Standorten sorgten Getreidemühlen für die wichtigste Zutat des Hauptnahrungsmittels Brot. Das florierende Eisengewerbe war unter anderem ein Grund für die Grafen von Leuchtenberg Grafenwöhr in Besitz zu nehmen. Ertragreiche Wälder und erste eisenverarbeitende Betriebe machten die Gegend attraktiv. Die Eisenindustrie stand im 14. und 15. Jahrhundert in voller Blüte und Hammerfamilien traten langsam zum Landsassenadel über. Es gab erstklassige Schienhämmer, die aus Erz Eisenschienen und Eisenstäbe produzierten und zweitklassige Blechhämmer, die Eisen zu Blech verarbeiteten. Schienhämmer verfügten meist über ansehnlichen Besitz und waren meistens adelig und Landsassen, so z.B. Hütten, Gmünd, Grub und Steinfels. Durch Erbteilung entstanden neue Hammerherrengeschlechterlinien wie die Mendel in Gmünd.
Niedergang im 16. Jahrhundert
Die Blüte des Wirtschaftszweigs hatte den Raubbau der Wälder zur Folge. Es wurden riesige Mengen Holz verbraucht und die Wälder aufgeforstet, so wie wir sie heute rund um Grafenwöhr kennen. Kiefern wuchsen schnell und eigneten sich gut zur Kohleherstellung. Im 16. Jahrhundert waren die Wälder nahezu ausgeraubt und die Produktivität der Eisenindustrie sank. Hinzu kam, dass den Oberpfälzer Hammerwerken aufgrund von Vorgaben der Hammereignung Amberg technische Neuerungen untersagt blieben. Der Industriezweig stand schon vor dem Dreißigjährigen Krieg in einer tiefen Krise. Nach dem Krieg 1648 fehlten Arbeitskräfte und Erze, Hammerwerke lagen brach und die Eisengewinnung und -verarbeitung war aufgrund zunehmender Konkurrenz von staatlicher Seite und aus dem Ausland, für private Hammerherren unrentabel geworden. Der Niedergang der Jahrhunderte alten Monostruktur stürzte die Oberpfalz in große wirtschaftliche Not.
Wiederbelebung nach dem 30-jährigen Krieg
Alte Betriebe wurden schließlich umfunktioniert, z.B. zu Mühlen oder in landwirtschaftliche Güter. Erst mit Aufkommen von Glas- und Spiegelschleifen im 17. und 18. Jahrhundert, die ebenfalls als Antrieb Wasserkraft benötigten, erfuhren die alten Hammerwerke eine neue Blüte, die bis ins 20. Jahrhundert reichen sollte. In weiteren G’schichterln werden die Mühlen und Hammerwerke rund um Grafenwöhr vorgestellt.