Als 1910 der Truppenübungsplatz eröffnete und sich dadurch die Brief- und Paketmengen vergrößerten, wurde ein Poststall für Bahnhofsverbindungsfahrten eingerichtet. Den Poststall bekam Hans Pfleger, bis dieser ab 1916 an den Posthalter Josef Eisend übertragen wurde. Während des 1. Weltkrieges ist das Truppenlager teilweise mit 10.000 deutschen Soldaten und 23.000 Kriegsgefangenen belegt gewesen. Der Umfang der Postsendungen nahm gewaltige Ausmaße an. Täglich fuhren drei Eisenbahnwaggons mit Paketen nach Weiden. Dem ausgebildeten Postvorsteher im Lager standen in dieser Zeit 38 Hilfskräfte zur Seite. Hierbei handelte es sich um abkommandierte Soldaten und weibliche Hilfskräfte aus dem Ort. Das damalige Postamt im Luberhaus und das Postamt im Lager waren viel zu klein, um diese Mengen Post bewältigen zu können und so nutzte man im Truppenübungsplatz ein Kantinengebäude für Postzwecke. Die Verteilung der eingehenden Post für die Gefangenen übernahmen fünf Franzosen. Einige russische Gefangene verrichteten unter Bewachung den Ladedienst der Post am Militärbahnhof.
In der Inflationszeit um 1923 ließen die Postsendungen gewaltig nach und die Bahnhofsfahrten mit dem gelben Postwagen wurden eingestellt. Trotzdem zwangen die alten zu kleinen Posträume die Verantwortlichen zu einem Neubau. Am 11. November 1927 eröffnete das neue Postgebäude in der Alten Amberger Straße. Erst ab 1933 erlebte die Post in Grafenwöhr einen neuen Aufschwung und mit Ausbruch des 2. Weltkrieges 1939 wurden vom Personal Höchstleistungen verlangt. Da durch die gestiegenen Truppenzahlen das Postgebäude zu klein war und die für Postzwecke genutzte Kaserne im Lager nicht mehr ausreichte, mietete man den Waldlustsaal an. Auch der gelbe Postwagen war der Flut der Pakete und Briefe nicht mehr gewachsen und so nahm der Posthalter Eisend einfach seinen Heuwagen, um die Post vom Bahnhof zum Postamt und zum Waldlustsaal zu befördern. Ab 1942 wurde die Beförderung per Pferdekutsche eingestellt und durch einen Kraftwagen ersetzt.
Worldwide Postoffice
Nach dem 2. Weltkrieg übernahmen die Amerikaner den Truppenübungsplatz Grafenwöhr und wollten natürlich auch telefonieren. Da im Postamt die technischen Einrichtungen den gesteigerten Anforderungen nicht mehr genügten, wurde das Gebäude in der Alten Amberger Straße um einen Anbau erweitert. Außen am Gebäude hing ein Schild „Worldwide Postoffice“. Im Lager eröffneten 12 Devisenpoststellen mit 37 Fernsprechzellen. Das notwendige Bedienungspersonal fehlte, da das ausgebildete Personal bei der Partei und damit außer Dienst war. Mit Müh und Not konnten passende Angestellte gefunden werden. Die Deutsche Post im Lager gehört mittlerweile der Vergangenheit an, denn die ehemaligen drei Postämter im Hauptlager, Camp Algier und Camp Normandie wurden 2004 aufgelöst, die amerikanische Post ist nach wie vor vor Ort.
Heute ist das Postamt in Grafenwöhr das einzig erhaltene im gesamten Landkreis Neustadt a. d. Waldnaab. In anderen Gemeinden gibt es stattdessen nur noch Postagenturen. Der Erfolg der Filiale Grafenwöhr ist letztendlich dem Truppenübungsplatz und der US-Army zu verdanken. Etwa ein Drittel der Kunden sind Amerikaner und tragen zum Umsatz der Filiale bei.