Die Geschichte der Stadthalle beginnt 1974, als die Stadt ursprünglich als Standort für ein Jugendzentrum im westlichen Landkreis Neustadt/WN ausgewählt worden war. Die Stadt machte sich sogleich an die Planungen. Man sah darin eine Lösung des Jugendproblems und begrüßte die aus der Bevölkerung schon lange geforderte Idee eines großen Saales für gesellschaftliche und sportliche Veranstaltungen. Zunächst war als Standort das Thumbachtal neben dem Feuerwehrhaus vorgesehen. Das Architekturbüro Schreml-Schrott aus Weiden hatte 1975 für diesen Standort eine Mehrzweckhalle mit Gruppenräumen, Gastwirtschaft und Kegelbahn geplant und mit ungefähr 4,5 Millionen DM veranschlagt. Dann wurde aber der heutige Standort in der Schulstraße frei, als sich die Pläne zur Friedhofserweiterung nach Südosten zerschlugen. Der Standort in der Ortsmitte und in unmittelbarer Nähe zur Schule und Kirche wurde bevorzugt und das Grundstück im Tausch von der Kath. Kirchenverwaltung erworben. Die Stadt sah sich in Regensburg und Nürnberg verschiedene Jugendzentren an. Für ein professionelles Jugendzentrum war allerdings der Nachweis einer Modellhaftigkeit gefordert, womit die Einrichtung als leuchtendes Beispiel für andere Städte dienen sollte. Ein weiterer Knackpunkt waren die geringen Fördermittel über nur 700.000 DM sowie dauerhafte Personalkosten in Form von Sozialpädagogen und Betreuern. Das Jugendzentrum konnte so nicht verwirklicht werden.
Bereits zugesagte ABM -Fördermittel [Arbeitsbeschaffungsmaßnahme] über 2,2 Millionen DM wollte der Stadtrat jedoch nicht verfallen lassen und hat sich deshalb sogleich auf den Bau einer Mehrzweckhalle konzentriert. Das Architekten-Duo Heiner Schreml und Heribert Schrott hatte für den neuen Standort in der Schulstraße die Planung angepasst und eine Halle im Ausmaß von 42,50 Meter x 25,70 Meter geplant. Der neue Standort lag nahe an der Schule und konnte so die damalige Überbelegung der Schulsporthalle entlasten und weitere Fördermittel des Schulsports abgreifen. Zu klären galt es Parkplätze. Es gab Überlegungen hierzu den Schulhof ab 17 Uhr zu öffnen.
Im Juli 1978 konnte der Bauantrag über das Landratsamt den zuständigen Staatsbehörden zur Genehmigung vorgelegt werden. Im Sommer 1979 begann die Umsetzung mit der Mehrzweckhalle mit Räumen für die Jugend, das ursprüngliche Jugendzentrum war kein Thema mehr. Die Pläne sahen eine große rund 1.050 m² große Dreifach-Turnhalle vor, die auch für Veranstaltungen genutzt werden kann. Für die Jugend waren Räume im Keller und im Obergeschoss vorgesehen. Hinzu kamen ein Mehrzweckraum, das Foyer und zwei Kegelbahnen. „Die größte und modernste Mehrzweckhalle im Großlandkreis Neustadt/WN baut z.Zt. die Stadt Grafenwöhr“, berichtet der Stadtanzeiger vom September 1979 über die Großbaustelle. Als Stadt mit 6.000 Einwohnern und den Streitkräften bedürfe es einer angemessenen gesellschaftlichen und kulturellen Begegnungsstätte. Die Nutzungsvarianten sind vielfach. Kulturell für Heimattheater, Ausstellungen oder Kulturabende. Als unterteilbare Sporthalle für Schulsport und Breitensport vom Kleinfeldspiel bis Handball mit Konditionsraum und Umkleiden im Keller. Für Zuschauer gibt es eine ausziehbare Tribüne mit 240 Sitzplätzen. Im Obergeschoss sind Gruppenräume, ein Saal, ein Kommunikationsbereich, Betreuungszimmer und eine Teeküche für Jugendliche untergebracht. Das Kellergeschoss bietet einen Musikproberaum und einen Werkraum. Für die Freizeit stehen weiterhin die vollautomatische zweibahnige Asphalt-Kegelbahn 250 m², Foyer und Mehrzweckräume zur Verfügung. Im Obergeschoss befindet sich eine 100 m² große Hausmeisterwohnung. Die Halle bietet durch den schalldichten Trennvorhang die Möglichkeit für große und kleine Veranstaltungen von 200 bis 800 Personen bei Reihenbestuhlung und knapp 600 bei Tischbestuhlung.
Das ganze Areal der Stadthalle wird durch Einzäunung oder Grün umrandet. Am Eingangsbereich im Osten ist ein offener Vorplatz mit Parkflächen, Ziersträuchern und Grünflächen. Außerdem stand dort ein Brunnen von Helmut Langhammer aus Pressath, der mittlerweile an den Grafenwörther Platz in der Alten Amberger Straße versetzt wurde. Die Baukosten beliefen sich insgesamt auf 6,3 Millionen Mark. Den Rohbau mit Baubeginn Mitte April 1979 übernahm die Bietergemeinschaft Bauunternehmen Kraus aus Mantel und Neumann aus Schirmitz. Das Millionenprojekt wird mit Mitteln des Finanzausgleichs des Freistaat Bayern, ABM-Mitteln der Bundesanstalt für Arbeit und Eigenmitteln finanziert. Die Realisierung von der Planung 1974 bis zum Baubeginn 1979 zog sich hin, weil sich die Verhandlungen mit den Ämtern und dem Landesjugendring schwierig gestalteten. Als Anfang Januar 1979 das bayerische Finanzministerium und die Regierung der Oberpfalz dank des Einsatzes von MdL Gustl Lang und 2. Bürgermeister Georg Zechmayer endlich grünes Licht für den Bau gaben, konnte schon im April mit dem Bau begonnen werden. Insgesamt waren 36 Firmen und Handwerksbetriebe am Bau der Mehrzweckhalle beteiligt. Die Planung, Bauleitung und Oberbauleitung oblag den Architekten Heiner Schreml und Heribert Schrott aus Weiden. Am 21. November 1980 wurde die Mehrzweckhalle schließlich nach fast 20-monatiger Bauzeit feierlich eingeweiht und „Stadthalle“ genannt. Bei einem Festakt mit viel Prominenz, der Segnung durch Msg. Schmidt und ev. Pfarrer Latteier sowie der Untermalung des Salonorchesters Toni Erhart und des Männergesangvereins wurde die Halle ihrer Bestimmung übergeben.
Schnell zog Leben ein in die Halle. Die Sportvereine und die Schule nutzten die Stadthalle für Sportstunden oder Turniere. Auf der Kegelbahn wurde die Stadtmeisterschaft des Stadtverbandes ausgetragen, der Heimatverein und die Fotofreunde zeigten Ausstellungen. Das Restaurant erfreute sich trotz mehrerer Pächterwechsel großer Beliebtheit. Veranstaltungen wurden zur Tradition wie der Neujahrsempfang, der Sportlerball, Faschingsbälle der Vereine, karibische Nacht des Stadtjugendrings, Tattoo-Messe oder das Weihnachtskonzert der USAREUR-Band. 2008 zog das Mehrgenerationenhaus in das Obergeschoss der Stadthalle und war Treffpunkt für Alt und Jung. Im Jahr 2012 wurde das Umfeld der Stadthalle im Rahmen der Erneuerung des kulturellen Zentrums neu gestaltet und beim Eingang mit einem Springbrunnen versehen. 2020 startete die Komplettsanierung der Halle mit Erweiterung des Foyers um einen Glasanbau. Die Fertigstellung der Bauarbeiten ist für den Winter 2022 geplant.
Dann wird die Halle mit neuem Restaurant, Mehrgenerationenhaus, Sport- und Kulturveranstaltungen wieder zum Leben erweckt und den Grafenwöhrern hoffentlich wieder viele schöne Stunden bescheren.