Die Mariensäule, die an der Westseite des Rathauses steht, ist namensgebend für den Marienplatz. Das fast 100 Jahre alte Denkmal bereichert die historische Altstadt Grafenwöhrs und weist eine interessante Geschichte auf.
Im November 1921 baute man in Grafenwöhr zur Erinnerung an die gefallenen Soldaten des Ersten Weltkrieges an der östlichen Friedhofsmauer ein größeres Grabmal mit den Namen der Verstorbenen. Mit diesem Denkmal waren viele Bewohner der Stadt unzufrieden und so gründeten einige von ihnen noch im selben Jahr einen Verein zur Erbauung eines Kriegerdenkmals. Als Vorsitzender wurde Benefiziat Dr. Franz Xaver Kattum gewählt. Die Sanitätskolonne, der Bund der Kriegsgeschädigten, der Verein Frohsinn und der Katholische Burschenverein sammelten fleißig Geld und veranstalteten zu diesem Zweck Wohltätigkeitskonzerte und Theateraufführungen. Eine Christbaumfeier unterstützte das Vorhaben, Mädchen verkauften Blumen und bereits nach einem Jahr waren 11.000 Mark beisammen.
Unklar war lange Zeit, wo das Kriegerdenkmal stehen sollte und im Herbst 1921 kam es deshalb in der Vorstandschaft zu einem heftigen Streit. Man ließ einige Entwürfe erstellen und im Schaufenster des Kaufhauses Deyerling ausstellen. Dass die Spitze des Denkmals eine Marienfigur ziert, soll auf eine Idee von Benefiziat Dr. Kattum zurückgehen, so erzählte man es Monsignore Karl Wohlgut einmal. Angefertigt wurde das Denkmal von Maximilian Roider, einem Bildhauer aus Regensburg und der Verein einigte sich schließlich auf den Platz vor dem Rathaus an der Westseite. Anders als an vielen anderen Orten wählte man nicht das Bildnis eines gefallen Kriegers, sondern die schlichte Form einer Mariensäule. Die Enthüllung des Denkmals mit Festakt, Weihe und Gottesdienst fand am 10. September 1922 statt, am Nachmittag gab es ein großes Militärkonzert und einen Tag später noch einen Gefallenengottesdienst. Das neue Denkmal gefiel nicht allen Gästen, denn die Leute von auswärts hielten es für eine Säule, die eher in eine Kirche passe.
Später ergänzte man die Säule zum Andenken an die Opfer der Bombardierung der Stadt am 5. und 8. April 1945 während des Zweiten Weltkrieges mit einer Tafel. Jedes Jahr am Volkstrauertag findet hier eine Zeremonie mit Kranzniederlegung statt. Vertreter von Stadt, Bundeswehr, US-Armee sowie deutsche und amerikanische Kriegs- und Veteranenvereine nehmen daran teil und gedenken der Opfer beider Weltkriege.
Mit dem zu jeder Jahreszeit passenden Blumenschmuck ist die Mariensäule nicht nur für Besucher ein toller Hingucker. Ein gelungenes Denkmal – Zeuge vergangener Kriege und Mahnung für die Sinnlosigkeit solcher Unterfangen.