Kleine Neckereien und Spitzen auf Nachbarorte gibt es seit jeher. Manche „Hasslieben“ sind historisch begründet, da der Stadtnachbar oftmals zu einem anderen Landesherrn gehörte oder unter anderer Verwaltungshoheit stand. So wundert es nicht, dass man den Nachbarn oft Namen anhängte, mit denen man sie ganz schön provozieren konnte. Oberlehrer Schenkl, der Anfang des 20. Jahrhunderts die Grafenwöhrer Chronik niederschrieb, berichtet von einigen Spitznamen aus der Gegend. Bekannt waren in der Oberpfalz und darüber hinaus z.B. die Hirschauer Stückln, die Neustädter Dotschbürger, die Pleysteiner Pulverstoffeln, die Waidhauser Honiglecker und viele andere. Manche Namen sind noch im Volksmund geläufig wie in Waidhaus, andere machen sich im Fasching selbst über sich lustig. So lautet der Faschingsruf in Pleystein noch heute „Pulver helau“. Heute lacht man über die Ausdrücke, früher wurden die Spitznamen nicht immer mit Humor genommen und es gab deswegen des öfteren Raufereien und Dorfschlachten, wenn ein Auswärtiger die Bürger mit den Spitznamen verspottete.
Auch Grafenwöhr erfreute sich eines Beinamens, der heute in Vergessenheit geraten ist. Schon seit altersher wurde der Ort als „Rosshimmel“ bezeichnet. War Grafenwöhr ein Paradies für Pferde? Oder ist die ehemalige Abdeckerei in Moos der Grund?
Die Ursache vermutete Oberlehrer Schenkl in den früheren Gegebenheiten in Grafenwöhr. Die Bevölkerung lebte als Ackerbürger und übte meist ein Handwerk und gleichzeitig Landwirtschaft aus, um überleben zu können. Demnach hatte man viele Pferde und sogar ein Rosshirt ist nachgewiesen. Saures Futter, versumpfte Wiesen, schlechte Fuhrwege, all das war eher für Pferde als für schwere Ochsengespanne geeignet. Die Vermutung liegt nahe, dass es keine Edelpferde, sondern Arbeitstiere waren, Schenkl spricht gar von alten ausgedienten Kleppern, die nicht mehr weit zum Abdecker hatten. Im Volksmund sagte man dazu auch, dass sie bald „himmelten“. So entstand die Bezeichnung „Rosshimmel“ für Grafenwöhr, also kein Paradies für Pferde auf Erden, sondern eher ein Gnadenhof für alte Haiter und Gäule. Wohl dem, der heute darüber lachen kann.