Die Idee von Städtepartnerschaften kam verstärkt nach dem Zweiten Weltkrieg als Zeichen der Aussöhnung und Völkerverständigung auf. Menschen sollten zusammenfinden und sich austauschen.
Auch in Grafenwöhr befasste man sich immer wieder mit dem Wunsch nach einer internationalen Städtepartnerschaft. Im Jahr 1991 kam die neunzigjährige Ingrid Forner aus Grafenwörth/Niederösterreich in die Stadt, um ihrer eigenen Familiengeschichte nachzugehen. Ihr Ururgroßvater Georg Cajetan Cammerloher war zwischen 1780 und 1830 Schullehrer, Organist und Stadtschreiber in Grafenwöhr. Sie besuchte die alte Pfarrkirche, um dort, wo ihr Ururgroßvater die Orgel spielte, Andacht zu halten. In Grafenwöhr hatte man bis dato keine Kenntnis von dem Namensvetter in Österreich und man sah dies als ein Zeichen und nahm zunächst schriftlich Kontakt zur namensgleichen Gemeinde in Österreich auf. Die Fotofreunde erkundeten bereits 1992 den niederösterreichischen Ort. Erste persönliche Kontakte gab es beim Besuch einer Grafenwöhrer Delegation vom 9. bis 11. Juli 1993 in Grafenwörth. Der Gegenbesuch aus Niederösterreich verweilte vom 1. bis 3. Juli 1994 in der Oberpfalz.
Nach zweijähriger „Probezeit“ wurde am 8. Juli 1995 die Städtepartnerschaft bei einer Festsitzung in Grafenwörth besiegelt und ein großes „Partnerschaftsfest“ gefeiert. Seither besuchen sich Delegationen der beiden Gemeinden jährlich und pflegen den Zusammenhalt nicht nur bei bayerischem Bier und österreichischem Wein. Das zeigte sich bei der Hochwasserkatastrophe, von der Grafenwörth im Jahr 2002 heimgesucht wurde. Der damalige Bürgermeister Helmuth Wächter und einige Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr und des Bauhofes fuhren mit Spenden im Gepäck zu den Freunden nach Österreich, um in der Not zu helfen.
Die Schulen beider Gemeinden haben im Oktober 2019 eine Schulpartnerschaft geschlossen und so sind schon die Kleinen mit der Partnergemeinde bekannt und die Zukunft der Freundschaft zwischen den Orten ist gesichert. Bereits seit 2003 ist die Jugendfeuerwehr in regelmäßigem Austausch mit den Kollegen in Niederösterreich.
Tiefe Freundschaften, gemeinsame Erlebnisse, kultureller Austausch von lokalen Musikgruppen, unzählige gesellige Stunden und lustige Anekdoten prägen die Partnerschaft. Nicht zuletzt sind zahlreiche Weintaufen ein Beleg für die lange Freundschaft und „Sebastianna“, „Serenita“, der „Grafenwöhrer Zapfenstreich“ oder der „Tandem 63“ sind bei jedem „Familientreffen“ dabei.
In der Alten Amberger Straße gegenüber des Lebensmittelgeschäftes Pappenberger gibt es den Grafenwörther Platz. Der Brunnen, der die schöne Ecke ziert, stand vormals bei der Stadthalle und wurde vom Pressather Künstler Langhammer entworfen. Besonders schön ist der Platz im Frühjahr, wenn die Zierkirsche in voller Blüte steht.
Die Namen „Grafenwörth“ und „Grafenwöhr“ haben ihren Ursprung im mittelhochdeutschen „Grafenwerd“. „Werd“ bedeutet Insel oder Halbinsel. Der Sitz der ersten Adeligen, die das Gebiet um Grafenwörth zu verwalten hatten, dürften auf einer Insel in den damals weitverzweigten Donauauen gelegen haben. Ebenso siedelten sich die ersten Einwohner Grafenwöhrs auf einer Halbinsel zwischen der Creußen und dem Thumbach an. Durch den Besuch einer Grafenwörtherin im Jahr 1991 hat zusammengefunden, was zusammengehört und neben den vielen Gemeinsamkeiten ist noch zu erwähnen, dass es beide Ortsnamen weltweit kein zweites Mal gibt.