Der Anfang des Jahres verstorbene Monsignore Karl Wohlgut betrieb emsige Geschichtsforschung und durchforstete auch alte Zeitungsberichte. Im Eschenbacher Amtsblatt vom Juni 1914 stieß er auf folgende lustige Anekdote:
Wie an vielen Orten üblich wurde auch in Grafenwöhr am Fronleichnamsfest an den Altären dreimal mit dem Böller geschossen. Der „Kanonier“ stellte seinen Böller nahe dem Rathaus auf und erschreckte die ahnungslosen Prozessionsteilnehmer beim ersten und zweiten Donnerschlag allzu sehr. Um die frommen Beter nicht mehr so sehr zu ängstigen, drehte der Böllerschütze seine dicht am Rathaus stehende Kanone gegen die Mauer des Gemeindehauses, so dass die Mündung nur 30 – 40 cm vor dem unteren Fenster lag. Der Donner krachte! Diesmal aber erschrak der Kanonier mehr als die Passanten. Die Fensterscheiben flogen in Scherben, die zwei Aufgebote, an der Innenseite des Fensters zerrissen in Fetzen. „Man sollte dem tapferen Böllerschützen eine Auszeichnung verpassen“, resümierte die Zeitung.
Fotos: Fronleichnamsprozessionen in der Unteren Torstraße mit Soldaten und Blaskapelle; Rathaus um 1914