Viele Bahntransporte kündigten die Ankunft der Häftlinge in Grafenwöhr an.
Auch die zivilen Arbeiter im Lager nahmen die Neuankömmlinge wahr und bemitleideten den bedauernswerten Zustand der Gefangenen. Zu Beginn im August 1914 versuchten die Grafenwöhrer den Gefangenen Sachen zuzustecken. Doch schon am 5.9.1914 ließ General Menzel das Lager räumen und verbot Zivilpersonen den Zutritt ins Lager, vermeldete das Amtsblatt Eschenbach. Man interessierte sich dennoch für die fremden Gefangengen und so besuchte z.B. der Kriegerverein Eschenbach am 1. Dezember 1914 das Kriegsgefangenenlager. Mit Abstellung der Häftlinge als Arbeitskräfte kam man erst im Frühjahr 1915 langsam wieder in Kontakt. Es gab allerdings klare Regeln zum Umgang mit Kriegsgefangenen. Im Frühjahr 1917 wurde jeder nähere Kontakt zwischen der einheimischen Bevölkerung und den Gefangenen verboten und mit drastischen Strafen behängt. Man durfte auch keine Briefe entgegen nehmen. In einem Fall wurde eine Gefängnisstrafe von 3 Monaten an einen Grafenwöhrer verhängt. Eine andere junge Frau wurde vor Gericht verhandelt „wegen unerlaubten Verkehrs mit Kriegsgefangenen“. Aufgrund der Kontaktsperre lebten die Gefangenen im Lager isoliert unter sich.
Durch den Ausschluss der Öffentlichkeit vom Lager drang wenig nach draußen zur Bevölkerung. Ein weiterer Punkt war das Fotografierverbot ab Oktober 1914, verordnet aus Berlin. Das bayerische Kriegsministerium schwächte dies jedoch ab und erlaubte Fotos von Häftlingen, allerdings ohne Wachtposten darauf. In Grafenwöhr war das Fotohaus Spahn seit dem Bau des Truppenübungsplatzes als offizieller Militärfotograf ansässig. Von diesem stammen zahlreiche Fotos der Kriegsgefangenen in Grafenwöhr. Sie zeigen die Häftlinge bei der Arbeit, beim Essen und in ihrer Freizeit. Zwar ist bekannt, dass es Theateraufführungen und Konzerte gab, jedoch nur von Beginn bis April 1916. Auch die Versorgung der Franzosen mit Baguette darf stark bezweifelt werden. Heimelige Baracken, Fußballspiele, Konzerte und volle Verkäufsläden mit landestypischen Waren hat es eher selten gegeben. Viele der Fotografien waren mit Sicherheit gestellt. Die offiziellen Bilder dienten als Propaganda, wurden sogar als kolorierte Postkarten verkauft und sollten hervorragende Haftbedingungen vorspielen. Durch die Gegenüberstellung von Zeitzeugenberichten und den Fotos kann man der Wahrheit näher kommen.
Das Kriegsgefangenenlager Grafenwöhr fand sein Ende am 1. April 1918 als es nach Bayreuth verlegt wurde. Für Grafenwöhr und die Bevölkerung geblieben sind erste Kontakte zu fremden Nationen. Man lernte andere Mentalitäten unter anderem die damals fremde slawische kennen und musste sich mit den ausländischen Gefangenen, die als Arbeitskräfte dienten, verständigen. Trotz aller widrigen Umstände des Krieges und des überbelegten Lagers konnten die Grafenwöhrer durch das Kriegsgefangenenlager ungewollt und durch harte Erfahrungen eine ordentliche Portion – heute würde man sagen – „interkulturelle Kompetenz“ erwerben, von der sie in ihrer weiteren Geschichte noch profitieren sollten.