Ein Grafenwöhrer G’schichterl verdient, hat sich eine Persönlichkeit, die von allen geschätzt wurde und die in ihrem Wirken viel für Grafenwöhr getan hat. Florian Göppl junior wurde 1862 als Sohn des Postexpeditors und Postgastwirts Florian Göppl senior und dessen zweiter Ehefrau Kundigunde geboren. Die Familie mit zwei weiteren jüngeren Geschwistern lebte in einem neu erbauten Haus am Annaberg. Als junger Erwachsener trat Florian Göppl junior 1882 zunächst in die Fußstapfen seines im Februar verstorbenen Vaters und wurde schließlich ebenfalls Gastwirt im Hotel „Zur Post“ sowie Postexpeditor. Im April heiratete er Karolina Plößner aus Altendorf, mit der er drei Töchter bekam. Im August beging der junge Wirt und spätere Brauereigründer eine schwere Jugendsünde. Er panschte nachweislich Bier und wurde zusammen mit einem weiteren Panscher, dem damaligen Grafenwöhrer Bürgermeister Wilhelm Specht bei einem spektakulären Bierbrauer-Prozess in Weiden vor dem Landgericht angeklagt und verurteilt. Doch dies tat seinem Werdegang keinen Abbruch. Göppl war vielseitig interessiert und engagierte sich in verschiedenen Vereinen und Organisationen für die Stadtentwicklung, für Umweltbewusstsein und für das gesellschaftliche Leben in Grafenwöhr und hat mit seinem Wirken die Stadt Grafenwöhr entscheidend geprägt.
Bekannt und wohlhabend wurde er durch die Gründung der Brauerei Göppl 1889, später Löwenbrauerei. Am Fuße des Annabergs entstanden zwischen 1883 und 1912 über zwanzig Gebäude, die zum Brauereikomplex gehörten. Brauhaus, Gär- und Lagerkeller, Wirtschaftsgebäude, Ställe, Zementwarenfabrik, Geschäftshäuser, Dampfkesselanlage und viele mehr. Die Chancen des neuen Truppenübungsplatzes erkannte Geschäftsmann Göppl sofort und baute für den Ausschank seines Bieres 1909 drei Wirtshäuser, den „Goldenen Löwen“ am Aufgang zum Annaberg, die „Bahnhofsrestauration“ in der Bahnhofstraße (Demleitner) und den Gasthof „Militärbahnhof“ in der Neuen Amberger Straße. Auch in Immobilien, wie das Hammergut in Gmünd investierte er zwischenzeitlich. Bevor der Truppenübungsplatz existierte, war die Brauerei Göppl der größte Arbeitgeber und Wirtschaftsbetrieb in Grafenwöhr und Göppl ein reicher Mann. 1908 wird er im Amtsblatt Eschenbach als höchstbesteuerter Grundbesitzer aufgeführt. Dabei dachte er aber immer auch an seine Mitmenschen. Für seine Angestellten baute er beispielsweise nördlich des späteren Postgebäudes zwei Häuser, da diese ohne Haus nicht heiraten durften. Nach seiner großen Schaffensphase verkaufte Florian Göppl seine Brauerei 1912 an die Bank Abenstein & Dobmann für fast 500.000 Mark inklusive Immobilien in Grafenwöhr, Stegenthumbach, Pressath, Thomasreuth und Schwarzenbach. Göppl wird fortan in Zeitungsartikeln als Privatier bezeichnet.
Seine freie Zeit investierte er, wie schon zuvor, gänzlich zum Wohle der Stadt und der Vereine und übernahm zahlreiche Ehrenämter. Schon 1892 trat er dem Verschönerungsverein (heute Heimatverein) als Gründungsmitglied und Beisitzer bei. Die Steigerung der Attraktivität seiner Heimatstadt war ihm Zeit seines Lebens ein großes Anliegen. Fast vierzig Jahre trieb er Wegpflasterungen und Baumpflanzungen am Annaberg und Schönberg an, den Osthang des Schönbergs ließ er sogar auf eigene Kosten bepflanzen. Ende der 20er Jahre regte er als Vorsitzender des Verschönerungsvereins nochmals zahlreiche Aktionen an und wurde 1930 schließlich zum Ehrenvorstand ernannt. Schon früh war auch sein Engagement für den Schützenverein. 1894 half er diesem aus der Patsche, als dieser von der Annahütte nach Grafenwöhr umziehen musste, baute im Grabengrund einen Schießstand und stellte sich als 1. Schützenmeister zur Verfügung.
1911 plante er einen Meilenstein und Innovationsschub für die Stadt Grafenwöhr: Den Bau eines Elektrizitätswerks. Die Stadt war bis dahin im Gegensatz zum Truppenübungsplatz noch ohne Stromversorgung gewesen und konnte so Aufträge für das Lager nur unzureichend erfüllen. Schon in einem Vorvertrag einig mit dem Stadtrat, platzte der Mega-Deal, da schließlich die gesamte Region von den Weidener Naabwerken mit Elektrizität erschlossen wurde. Göppl aber hätte auch alleine der Stadt zum Fortschritt verholfen.
Aus Zeitungsartikeln und Vereinsprotokollen sind die weiteren Aktivitäten des Tausendsassas zu entnehmen. 1915 war er Hauptschöffe beim Königlichen Amtsgericht, 1919 glaubte er an die junge Weimarer Republik und fungierte als Meldestelle für Freiwillige der Reichswehr. Sein Wissen als Geschäftsmann brachte er ab 1923 bei der neu gegründeten Gewerbe- und Landwirtschaftsbank für Grafenwöhr und Umgebung als Aufsichtsratmitglied ein. Auch im Bank- und Darlehenskassenverein der Pfarrei Grafenwöhr wirkte Göppl seit Gründung mit. Für 40-jährige Mitgliedschaft in der Feuerwehr wurde er 1926 geehrt, zwei Jahre später würdigte die Abteilung Turnen des TUS sein Wirken u.a. als Beisitzer und machte ihn zum Ehrenmitglied. Im Männerverein ist er 1930 ebenfalls als Beisitzer genannt. Neben all seinem wirtschaftlichen und sozialen Engagement war Florian Göppl auch politisch aktiv und viele Jahre im Stadtrat vertreten. Als es 1930 einen Skandal wegen Unterschlagung der Gemeindekasse gab, saß der als rechtschaffen bekannte Göppl in der Prüfkommission.
Göppl war ein gläubiger Mensch und erwirkte in der Pfarrkirche als Einziger in der Grafenwöhrer Geschichte einen eigenen Ehrenplatz. Im Raum oberhalb der Sakristei durfte er dem Gottesdienst durch ein Fenster, das heute noch zu sehen ist und ihm den Blick auf den Altarraum ermöglichte, beiwohnen.
So aktiv und erfolgreich er in seinem beruflichen und sozialen Wirken war, sein Privatleben hatte Schattenseiten. Seine Frau verstarb bereits 1928 und einer Grafenwöhrerin vertraute er einmal an, dass er ganz gram sein, dass der Herrgott ihm keine zweite Frau geschenkt habe. Göppl verschied 1942 aus dem Leben.
Was bleibt sind viele gute Taten für Grafenwöhr und seine Bürger. So erfreuen wir uns z.B. heute am Annaberg und Schönberg, deren Bäume vor über hundert Jahren systematisch gepflanzt wurden.
Auch wenn die Brauerei heute abgerissen ist und der Strom anderswoher aus der Steckdose kommt, der „Macher“ und Visionär Göppl hätte einen Orden verdient gehabt.
Wir danken Barbara Zankl vom Haus der Heimat Pressath für die ausführlichen Informationen und Unterlagen zur Familie Göppl.