Vom Heimatmuseum zum Museum für Zeitgeschichte
Das Kultur- und Militärmuseum Grafenwöhr hat bereits eine lange Vergangenheit. 1932 gründeten geschichtsbewusste Männer des Heimatvereins das erste Museum im Alten Pfarrhof in der Alten Pfarrgasse, sammelten historische Dinge aus dem 19. Jahrhundert und erforschten die Historie der Stadt Grafenwöhr.
1945 wurde der Pfarrhof bombardiert und nicht nur das Gebäude, sondern auch das Projekt, in das man viel Herzblut gesteckt hatte, bekam einen schweren Treffer ab. Für den Neustart nach dem Krieg fand man ein neues Domizil im Kastenhaus und eröffnete 1956 das Heimatmuseum Grafenwöhr zum zweiten Mal. Es handelte sich um ein klassisches Heimatmuseum mit Tierzimmer, Mineraliensammlung, Alltagsleben und Grafenwöhrer Besonderheiten.
In den 80er Jahren sollte eine „Scheune“ dazu kommen, in der landwirtschaftliche Geräte die Dauerausstellung ergänzten. Doch die Landesstelle der Museen in München legte ihr Veto ein, gab es doch schon unzählige Heimatmuseen. Ein besonderer Schwerpunkt musste her, der versprach Leute von Nah und Fern ins Museum zu locken. Das Alleinstellungsmerkmal von Grafenwöhr lag auf der Hand: der Truppenübungsplatz. Und so wurde aus dem Gebäude, das schon als „Scheune“ mit Holzboden und großen Scheunentoren gebaut worden war, kurzerhand ein Militärmuseum, das die Anfänge des Truppenlagers im Bayerischen Königreich bis zur damaligen Gegenwart präsentierte.Zusätzlich wurde die bisherige „Heimatabteilung“ zur Kulturgeschichte im Kastenhaus modernisiert.
In den Jahren 2013-2015 verabschiedete sich das Museum mit einem großen Umbau endgültig von seiner Heimatabteilung und zeigt heute in einer modernen Aufmachung und multimedial das Zusammenspiel von Stadt und Truppenübungsplatz in seiner Kulturabteilung. Eine Besonderheit dabei ist, dass man in Grafenwöhr Welt- und Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts mit zahlreichen lokalen Beispielen erzählen kann. Rund 4.000 Besucher im Jahr goutieren dies. Ein klein wenig Heimatmuseum findet man noch im Dachgeschoss im begehbaren Schaudepot. Unter dem Motto „Der Ackerbürger – Handwerk und Landwirtschaft“ wird gezeigt, wie die Grafenwöhrer Bürger einstmals ihrem Erwerbsleben nachgingen.
Seit Bestehen des Museums in fast 90 Jahren sind zahlreiche Fotos, Dokumente, Aufsätze und Exponate in den Fundus des Museums gelangt. Die Geschichte der Stadt, der Ortsteile, der abgesiedelten Dörfer und des Truppenübungsplatzes ist umfangreich in den Akten des Museums dokumentiert. Die ganze Fülle an Informationen kann in der Dauerausstellung und in Sonderausstellungen nicht dargestellt werden. Deshalb haben Kulturmanagerin Birgit Plößner und Teamassistentin Christine Meinl die „Grafenwöhrer G’schichterler“ ins Leben gerufen. Auf verschiedenen Online-Kanälen und in mehreren Print-Medien kommen die historischen Fakten nun doch noch in kurzweiligen Abhandlungen und bereichert mit zahlreichen Fotos zu den Grafenwöhrern. Ins Leben gerufen wurden die G’schichterler während der Corona-Pandemie mit dem Ziel, die Geschichte zu den Leuten nach Hause zu bringen, wenn ein Museumsbesuch nicht möglich ist. Die Reihe erfreut sich großer Beliebtheit und wird auch nach Corona noch fortgeführt und früher oder später als Publikation herausgegeben werden mit dem Ziel: Geschichte zum Anfassen und mit nach Hause nehmen.