Am 30. Juni 1911 wurde der Wasserturm auf dem Truppenübungsplatz fertiggestellt und gilt seit dieser Zeit neben Forsthaus und Rathaus als Wahrzeichen der Stadt Grafenwöhr.
Entworfen hat diesen imposanten Turm Lagerarchitekt Sievers aus Nürnberg. Die Firma Weiß aus Weiden erbaute unter der Leitung von Militärbauinspektor Kemmler in den Jahren 1909 bis 1911 das 43,5 Meter hohe Gebäude. Wie Gerald Morgenstern in seinem Buch „Truppenübungsplatz Grafenwöhr, Gestern – Heute“ beschreibt, wurde der Wasserturm mit sogenannten Reichsformat-Ziegelsteinen aufgemauert. Der Sockel sowie die Treppen und der Eingangsbogen sind mit heimischem Sandstein aus der Felsleite gestaltet. Zwei Wasserbehälter, einer im zweiten und einer im achten Stockwerk, sorgten für den Leitungsdruck im Wassernetz des Übungsplatzes. Der 450 Kubikmeter fassende Behälter in der oberen Etage ist heute noch in Betrieb.
Bombardierung 1945
Am 5. und 8. April 1945 wurden der Truppenübungsplatz und die Stadt bombardiert. Um Haaresbreite entging der Wasserturm der Zerstörung. Der Turm war damals in Tarnfarbe gestrichen und blieb vielleicht deshalb verschont. Die Gebäude rundherum wurden zu 80 % zerstört und in der Nähe des Turms gab es viele Bombentrichter.
Gehegt und gepflegt
Bereits 1946 ließen die neuen Hausherren von der US-Army den Wasserturm einrüsten und anstreichen. Die Amerikaner fanden Gefallen an dem besonderen Turm und sorgen seit jeher für eine entsprechende Pflege. 1974 und 1994 wurde das Wahrzeichen der Stadt gründlich renoviert und 2008 vervollständigte man die Fensterläden nach ursprünglichen Mustern. 2010 erhielt der Wasserturm einen neuen Anstrich und wurde mit dem benachbarten Forsthaus in die Denkmalliste aufgenommen. Auf dem Dach befinden sich ein Dreh-Anflugfeuer für den Flugplatz, verschiedene Antennen und eine Kanonensilhouette. Diese musste nach 100 Jahren ausgetauscht werden, da sie durch einen Windstoß zu Boden fiel und komplett verbogen war. Eine Spezialfirma fertigte eine originaltreue Kopie und setzte diese im April 2013 auf die Spitze des Turms. Da ein Spezialgerüst notwendig war, beliefen sich die Gesamtkosten der Maßnahme auf 32.000 Euro. Die Original-Kanonensilhouette kann im Museum in der Militärabteilung besichtigt werden.
In der zweiten Etage des Wasserturms hat die US-Armee einen Konferenzraum eingerichtet und in drei weiteren Stockwerken befindet sich seit 2011 eine Ausstellung zur Geschichte des Truppenübungsplatzes, diese wurde 2021 erweitert.
Der Wasserturm übt Faszination aus und ist auf Tausenden von Postkarten und Bierkrügen abgebildet um die ganze Welt gereist und wurde zu einem unverwechselbaren Erkennungszeichen für die Stadt Grafenwöhr mit ihrem Truppenübungsplatz.