Während des 2. Weltkrieges stand der Truppenübungsplatz Grafenwöhr ganz im Zeichen der Aufstellung neuer Truppen und ihrer Ausrüstung und Einkleidung für den Fronteinsatz. Bereits 1940 kamen viele angeschlagene Soldaten zur „Auffrischung“ und Umrüstung aus dem Frankreich-Feldzug nach Grafenwöhr. Die spanische Blaue Division wurde 1941 im Lager für die Ostfront ausgebildet und für den Kriegsschauplatz in Nordafrika rüstete man im Spätherbst 1942 eine komplette Division mit Tropenkleidung aus und schickte sie von hier aus auf den fremden Kontinent. Ebenso wurden SS-Einheiten in Grafenwöhr zusammengestellt, unter anderem 1943 die 11. SS-Freiwilligen-Panzer-Division „Nordland“, die Freiwillige aus Norwegen und Dänemark rekrutierte. Eine der geheimsten Aufstellungen auf dem Truppenübungsplatz war die der Soldaten für das Sabotage-Unternehmen „Greif“. Diese Mannschaft bestand aus englischsprechenden Deutschen, die mit US-Uniformen und Beutewaffen ausgerüstet als amerikanische Militärpolizisten verkleidet auf den US-Nachschubwegen für Verwirrung sorgen sollten. Am Ende des Krieges 1945 trafen noch hunderte Fuhrwerke mit ungarischen Soldaten in Grafenwöhr ein, die aber nicht mehr ins Feld rückten.
Die spektakulärste Truppenaufstellungen, die Grafenwöhr während des 2. Weltkrieges erlebte, war die der italienischen Division „San Marco“.
Division San Marco
Im Juli 1943 landeten die Alliierten auf Sizilien, die faschistische Regierung Italiens wurde gestürzt und Diktator Mussolini verhaftet. Nach seiner Befreiung durch ein deutsches Kommando rief Mussolini in Norditalien die „Repubblica Sociale Italiana“ (RSI) aus und die Division „San Marco“ entstand. Der Diktator sicherte Hitler seine Unterstützung zu und schickte seine Division mit über 15.000 Freiwilligen nach Grafenwöhr. Dort wurden die italienischen Soldaten von November 1943 bis Juli 1944 ausgebildet und sollten für Hitler an die Front ziehen. Im April 1944 war der Duce Benito Mussolini zur Besichtigung der italienischen Division in Grafenwöhr zu Besuch.
Im selben Jahr ging es für die Division wieder zurück nach Italien an die Ligurische Küste, wo die italienischen Soldaten gemeinsam mit den Deutschen kämpften. Sehr schwer war der Verlust an Gefallenen und Verwundeten. Im April 1945 mussten sie sich von ihren deutschen Kameraden trennen, denn ein Teil kam in englisch-amerikanische Gefangenenlager, der Rest versuchte, nach Hause zu fliehen. Von den 15.325 in Grafenwöhr ausgebildeten Soldaten fielen 1.950 Männer. Eine Uniform der Division San Marco, von Edmondo Bettoni aus Legnano gestiftet, kann in der Militärabteilung des Museums besichtigt werden. Achtzig Angehörige der 3. Division San Marco kamen 1988 nach Grafenwöhr und feierten mit Vertretern der Stadt ein Wiedersehen.
Im 2. Weltkrieg kam eine weitere Truppe mit spannender Geschichte nach Grafenwöhr: Die spanische Blaue Division. Doch davon mehr in einem anderen Grafenwöhrer G’schichterl.