Ein freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr sehen junge Leute heute oft als Orientierungsreise für ihr zukünftiges Berufsleben. Weniger attraktiv erscheint die Möglichkeit, innerhalb eines Jahres zu erlernen, wie man einen Haushalt perfekt führt. In den 50er Jahren war dies eine Selbstverständlichkeit.
Als 1952 Monsignore Ludwig Schmidt das Haus der Jugend in der Kolpingstraße errichten ließ, wurde auch die seit 1929 im Obergeschoss des Theresienheims (Alte Amberger Straße) untergebrachte Nähschule dorthin verlegt und als Haushaltungsschule für schulentlassene Mädchen weitergeführt. Hierfür wurden extra Schul-, Fach- und Internatszimmer eingebaut, um die jungen Damen in allen Fächern der Hauswirtschaft unterrichten zu können. Nach der Volksschule konnten Mädchen, am theoretischen Unterricht und der praktischen Ausbildung zur Haushaltshilfe teilnehmen oder eine 1-jährige Ausbildung zur Schwesternhelferin absolvieren. In den sechziger Jahren herrschte Lehrstellenmangel und die Eltern waren froh, dass ihre Töchter diese Lehrgänge besuchen durften.
Später erweiterte man das Haus der Jugend noch um eine Turnhalle, eine Hauskapelle und eine Schwesternwohnung. Unter der Leitung der Mallersdorfer Schwestern wurden die Mädchen ausgebildet. Schwester Mathilde war für das Kochen und das Wirtschaften zuständig und Schwester Felizitas für das Handarbeiten. Es kam viel Gemüse und wenig Fleisch auf den Tisch, wie Ehemalige noch zu erzählen wissen. Auch das Backen von Kuchen und Torten gehörte zur Ausbildung. Im Fach Handarbeit wurde gestickt, gehäkelt, gestrickt, genäht und so manche Kunstwerke entstanden dabei, die bei Ausstellungen gezeigt wurden.
Die Haushaltungsschule bestand bis Juli 1989 und musste wegen Schülerinnen-Mangel eingestellt werden. Obwohl die Jugendlichen die Haushaltungsschule nur ein Jahr zusammen besuchten, entstand durch Ausflüge, Feiern und viele Unternehmungen ein besonderes Zusammengehörigkeitsgefühl, denn gerne kamen sie später zu den Ehemaligen-Treffen zurück.