Gibt es ihn wirklich? Eventuell sogar in Grafenwöhr? Woher kommt dieser Ausdruck? Recherchen in der Schenkl-Chronik brachten Licht ins Dunkel. Die Bürger Grafenwöhrs hatten im Mittelalter für die Stadt gewisse Dienste zu leisten. So mussten das Obere und das Untere Tor in Kriegszeiten und bei Seuchengefahr vor herumstreunendem Gesindel und vor durchziehenden Soldatentruppen Tag und Nacht bewacht werden.
Alle Fremden wurden genau kontrolliert und ihre Pässe wurden zur Überprüfung zum Amtsbürgermeister gebracht. Die beiden Tore waren mit Wachhäuschen, Schnellbäumen und Palisaden umgeben. Reiche Bürger konnten sich von der Pflicht zur Torwache mit einem „Wachtzins“ freikaufen. Der Tordienst wurde deshalb nur von den ärmeren Bürgern bestritten, die mit einem Spieß versehen ihr Wächteramt antraten und deshalb „Spießbürger“ genannt wurden.
Da der Dienst zur Verteidigung des Ortes als Ehre angesehen wurde, war die Bezeichnung „Spießbürger“ im Mittelalter positiv besetzt. Als später die Studenten, die meist aus adeligen oder reichen Häusern stammten, auf die ärmeren Bürger herabsahen, wurde das Wort „Spießbürger“ zu einem Spottnamen. Dem ärmeren Volk unterstellte man, dass es engstirnig und kleinbürgerlich ohne Weitblick war. Im Mittelalter gab es also zahlreiche Spießbürger in Grafenwöhr, mangels Stadttoren gibt es heute leider keine mehr 😉