Schon lange ist es her, dass ein Grafenwöhrer einfacher Bürger die Stadt vor den Schweden gerettet hat. Im 30-jährigen Krieg, wohl anno 1641 war es, als die Schweden Grafenwöhr belagerten und am Galgenberg, oberhalb des Annabergs lauerten. In Grafenwöhr lagen die Sporkschen Reiter, die zur Verteidigung von Kemnath hierher verlegt worden waren und auch von Amberg her rückte Verstärkung an. Diesen Truppen gelang es bei einem Treffen vor den Toren der Stadt, Grafenwöhr zu halten und die Schweden auf den Galgenberg zurückzudrängen. Allerdings mussten sich auch die hiesigen Bürger bei dem Kampf mit beteiligen. Die Stadt hatte zu jener Zeit noch ihre zwei Stadttore, das Obere und das Untere Tor und einen doppelten Stadtmauerring mit Rondellen. Der Stich von Merian aus dem Jahr 1644 zeigt Grafenwöhr zu jener Zeit.
Von der Stadtmauer herab, verteidigte man die Stadt. Heißes Pech, siedendes Wasser, Gewehrsalven, nichts half, um die Schweden zu vertreiben. Doch einem wackeren Mann gelang die Kehrtwende bei der Belagerung. Martin Posser, seines Zeichens Schlosser, streckte mit einem Schuss das Pferd des schwedischen Anführers nieder. Ob durch Zufall oder als gezielter Schuss, ist nicht überliefert. Die Schweden, überrascht und als Erkundungstrupp zu klein für Gegenwehr, zogen darauf hin ab. Jedoch fügten sie den Einwohnern von Grafenwöhr noch Schaden zu, indem sie die außerhalb der Mauern liegenden Scheunen in Brand setzten. Bei ihrem eiligen Rückzug hinterließen die Belagerer aber auch große Mengen an Korn, Hafer, Weizen und Bier. Diese Beute wurde schließlich an die rechtmäßigen Besitzer, soweit sie sich als solche ausweisen konnten, zurückerstattet.
Und der Meisterschütze? Martin Posser wurde als großer Held gefeiert und ihm wurde die große Ehre zuteil, in den Stadtrat aufgenommen zu werden. In Andenken an den wackeren Held ist die Straße, die entlang der Stadtmauer verlief und in der er vor fast 400 Jahren gewohnt haben soll, im 20. Jahrhundert nach ihm benannt worden: Die Martin-Posser-Straße in Grafenwöhr. In dieser Straße in der Altstadt, nicht weit von Possers einstigem Zuhause, ist das Kultur- und Militärmuseum beheimatet und ehrt den Grafenwöhrer Schwedenheld gebührend in seiner Ausstellung. Auch bei Stadtführungen mit Szenen der Theatergruppe Grafenwöhr trifft man hin und wieder auf Martin Posser, der dann mit stolz geschwellter Brust von seiner Heldentat kundtut. Zu Recht – alter Schwede, was für ein Schuss!