Das Wort „Friedhof“ leitet sich vom althochdeutschen „frithof“ ab, welches einen eingefriedeten Bereich um eine Kirche bezeichnet. Heute ist damit ein Ort des Friedens und der Ruhe gemeint.
Die Anfänge eines Friedhofs für Grafenwöhr reichen bis in das Jahr 1424 zurück. Ursprünglich lag dieser bei der Alten Pfarrkirche in der Altstadt. Hermann Schenkl berichtet, dass bei Kanalisations- und Wasserleitungsarbeiten in den 1930er Jahren zahlreiche Totengerippe rund um die Kirche gefunden wurden. Einen weiteren Friedhof gab es an der Pressather Straße beim Alten Kircherl. Dieser war für ungetaufte Kinder, Erschlagene und aufgefundene, unbekannte Leichen. Während der Reformationszeit, um 1593, wurde der Friedhof bei der Alten Pfarrkirche in die Vorstadt verlegt, wo er sich heute noch mit der über 400 Jahre alten St. Ursulakirche befindet.
Ein erster Plan für den Gottesacker ist aus dem Jahr 1882 überliefert. Die Zeichnung zeigt den alten Bereich mit nur 28 Metern Breite und rund 70 Meter Länge. Ende des 19. Jahrhunderts sollte der Friedhof erweitert werden und Pfarrer Joseph Hofmann erwarb dafür die südlich angrenzenden Äcker des Totengräbers Heimerl und den von Josef Neukam. 1902 vergrößerte man die Ruhestätte in ganzer Länge ein Stück nach Süden. Durch den Bau des Truppenübungsplatzes und dem damit verbundenen enormen Bevölkerungszuwachs wurde dieser erweiterte Friedhof bald wieder zu klein. Verhandlungen zwischen Stadt und Pfarrei zur Verbreiterung sind aus den 1930er Jahren bekannt, die Umsetzung verzögerte sich, da Alternativen wie ein Waldfriedhof und eine eigene evangelische Ruhestätte ins Gespräch gebracht wurden. Erst im November 1944 wurde der vorhandene Friedhof nochmals in Richtung Süden vergrößert. Nach dem Krieg war wegen des Zuzugs von Vertriebenen wieder zu wenig Platz und durch Monsignore Ludwig Schmidt erfolgte 1956 eine Ausdehnung in östlicher Richtung. Zwischenzeitlich wurde wieder über einen Waldfriedhof diskutiert, der Platz dafür war an der Pechhofer Straße in der Mark angedacht.
Zudem wurde die Idee aufgegriffen, westlich des bestehenden Friedhofes einen kleinen Teilfriedhof anzulegen, wo heute die Stadthalle steht. Jedoch reichte die vorhandene Fläche noch für zwei weitere Erweiterungen 1975 nach Norden und 1984 durch Pfarrer Hans Bayer in Richtung Nordosten. Urnengräber waren in den achtziger Jahren noch nicht so aktuell wie heute, trotzdem baute man eine kleine Wand mit sechs Nischen in die alte Friedhofsmauer im Nordwesten ein. Später, als die Nachfrage größer wurde, verlegte man die Wand mit den Urnen in die nordöstliche Ecke und erweiterte diese. 2008 wurde schließlich die heutige moderne Urnenwand aufgestellt, die viel zentraler liegt.
Heute sind Friedhöfe nicht mehr direkt an die Umgebung von Kirchen gebunden, so dass es mittlerweile zahlreiche Waldfriedhöfe oder Ruhewälder gibt. Es sind alles Plätze, an denen Verstorbene nicht nur beigesetzt werden, sondern Orte der Trauerbewältigung. Angehörige und Freunde können ihrer Verstorbenen gedenken. Wieder ist in Grafenwöhr ein Waldfriedhof im Gespräch. Lassen wir uns überraschen, ob und wo diese neue Ruhestätte diesmal entstehen wird.