Die Macht der Mythen und Legenden haben Menschen schon immer in ihren Bann gezogen. Ob die Geschichten und Nachrichten der Wahrheit entsprechen oder nicht, wir beschäftigen uns gerne damit. Heute nennen sie sich Fake-News und verunsichern uns gerade in Krisenzeiten. Durch digitales Erzählen verbreiten sich Nachrichten rasend schnell in den Netzwerken. Die Anzahl der Erzähler und Verbreiter steigt ins Unendliche. Und nicht alle Erzähler in diesem System sind menschlich. In früher Zeit wurden Geschichten durch Erzählen von Generation zu Generation mündlich weitergegeben. Vor allem die überlieferten Sagen und Legenden greifen ortstypische Besonderheiten auf. So ist wohl auch Grafenwöhr zu seiner Sage vom verschwenderischen Grafen gekommen, der auf großem Fuß lebte und seine Untertanen hart bedrückte. Noch nach seinem Tod wollte er nicht von seiner Prunksucht lassen und bestimmte, dass man ihn in einem goldenen Sarg auf dem Annaberg im Inneren der Burg beisetzen sollte. Zur Strafe muss er nun immer um Mitternacht aus seinem goldenen Grabgehäuse steigen und auf dem Pferd seine Runde machen. Seit unzähligen Jahren beklagt er immer wieder den Sturz und den Untergang seines eigenen Hauses.
Gibt es den „Goldenen Sarg“ auf dem Annaberg tatsächlich oder handelt es sich um einen Mythos?
Ganz so sicher war sich 1933 der Bürgermeister Wolfgang Brunner mit seinen Stadträten nicht. Einen Wünschelrutengänger haben sie mit der Suche nach dem goldenen Sarg beauftragt. Als er die angebliche Stelle entdeckt hatte, wurde gegraben, aber leider nichts gefunden. Die Stadtväter ließen darüber nichts verlauten, auch nicht die Ausgräber und schon gar nicht der Rutengänger. Er musste, weil er die Stadt an der Nase herumgeführt hatte, die Gebühr von 50 Reichsmark zurückzahlen. Die Stadtkasse konnte nicht aufgebessert werden und obwohl der Vorfall verschwiegen werden sollte, hat er es dennoch in die Grafenwöhrer Stadtchronik geschafft.