Zwei Ereignisse verhalfen der Stadt Grafenwöhr vor über 100 Jahren zu einem enormen Wachstum. Es war der Bau der Lokalbahn 1904 und allem voran die Errichtung des Truppenübungsplatzes 1908. Viele Arbeitskräfte strömten nach Grafenwöhr, um den Bau des Truppenlagers voranzutreiben. Ebenso sahen Geschäftsleute und Gastwirte ihre Chance und investierten in der Stadt. Es entstanden an den Ausfallstraßen Richtung Eschenbach, Pressath und Hütten zahlreiche Geschäfte und Lokale.
Ein umfangreiches Bauprojekt dieser Zeit waren die durch eine Baugenossenschaft entstandenen Wohnblöcke bei der damals noch existierenden Schaumbachmühle. Zudem entstanden dort 1910 eine Gastwirtschaft und ein Bierkeller, beides von der Brauerei Geismann aus Fürth-Nürnberg errichtet. Der Name „Geismannskeller“ hat sich aus dieser Tatsache entwickelt. Die Gastwirtschaft wurde zu Anfang von Clemens Haustein betrieben, 1928 übernahm diese Philipp Götz, der zum Lokal eine Metzgerei eröffnete. Ab 1932 betrieb der Metzgermeister Riester aus Weiden beides. Im Jahr 1936 schließlich läutete der Kauf durch Wilhelm Schwindl aus Wutzmühle bei Furth im Wald eine jahrzehntelange Ära ein. Die Familie waren Wirtsleute mit Leib und Seele und bewirtschafteten den „Geismannskeller“ bis 1997. Heute befindet sich an diesem Standort ein neu erbautes Gebäude, das seit einigen Jahren eine Pizzeria beherbergt.
In Erinnerung ist vielen das Kolonialwarengeschäft von Irmlinde Gebhardt geblieben, wo es noch lange Zeit eine Einkaufsmöglichkeit vor Ort gab. Ebenso ist der Geismannskeller für seinen Spielplatz bekannt. Die Kolpingsfamilie Grafenwöhr hegt und pflegt seit über 40 Jahren diesen Platz. Es stehen zahlreiche Spielgeräte, ein Volleyballfeld und ein großes Fußballfeld zur Verfügung. Das beliebte Spielplatzfest gehört zum jährlichen Programm des Vereins.
Am 22. Juni 1972 wurde am Geismannskeller die Sammelkläranlage der Stadt und des Truppenübungsplatzes seiner Bestimmung übergeben. Das 5-Millionen-Projekt war zu dieser Zeit die modernste und größte Kläranlage im Amtsbereich des Wasserwirtschaftsamtes Weiden. Die Gemeindeteile Gmünd, Hütten und Gössenreuth wurden 1988 angeschlossen. Im selben Jahr errichtete die Fränkische Gaslieferungsgesellschaft dort ein Gas-Heizwerk, über das man zuerst den Truppenübungsplatz versorgte, in den Folgejahren auch die Stadt. Im Juli 2006 wurde der Geismannskeller um ein weiteres Unternehmen reicher. Die Geschäftsstelle E.ON Bayern ist von der Pechhofer Straße dorthin umgesiedelt.
Gastwirtschaft und Fröhlichkeit, ausgelassenes Spielen und Toben und nicht zuletzt Energiegewinnung stehen für den Geismannskeller. Doch Vorsicht: Raser mit zu viel Energie werden dort auch ausgebremst. Deshalb: Runter vom Gas und lieber den Geismannskeller und seine Geschichte langsam an sich vorbeiziehen lassen.