Als Ehrenbürger der Stadt Grafenwöhr fand Monsignore Ludwig Schmidt vor allem wegen seiner zahlreichen Baumaßnahmen einen Platz in der Stadtgeschichte. Seine Projekte hatten stets einen sozialen Charakter, der Mensch stand im Mittelpunkt. Er wurde in Waidhaus geboren, feierte 1933 seine Priesterweihe und war von 1950 bis 1981 Stadtpfarrer in Grafenwöhr.
Jugendheim – 1952
Das „Haus der Jugend“, wie es hieß, wurde 1952 in der Kolpingstraße errichtet und mit einem großen Saal sowie verschiedenen Jugend- und Veranstaltungsräumen ausgestattet. Die ursprüngliche Nähschule des Theresienheims in der Alten Amberger Straße war ab 1952 im Jugendheim untergebracht und wurde als Haushaltungsschule für schulentlassene Mädchen mit Internat weitergeführt.
Wolfgangsiedlung – 1956
Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich Monsignore Schmidt für Flüchtlinge ein, die lange Zeit in Notunterkünften untergebracht waren. In Grafenwöhr kam die Idee auf, dieser Not mit einer neuen Siedlung entgegenzuwirken. Dazu brauchte es allerdings Familien, die gerne ein Haus ihr Eigen nennen wollten und auch das nötige Startkapital aufbringen konnten. Als sich nach einer Veröffentlichung dieses Vorhabens eher sehr begüterte Bürger dafür meldeten, aber nicht die Familien aus den Notunterkünften, bat man den Stadtpfarrer um Hilfe. Dieser schaltete das Diözesansiedlungswerk in Regensburg ein, denn die neue Siedlung sollte den Zielsetzungen der Caritas entsprechen und ein Aufruf in der Kirche erfolgte. Durch eine fundierte Finanzberatung waren 1956 14 Siedlerfamilien für den ersten Bauabschnitt gefunden. Mithilfe des Pfarrers ging alles schnell über die Bühne und die ersten Pläne für die Erschließung der Wolfgangsiedlung konnten eingereicht werden.
Gruft auf dem Annaberg – 1956
1956 ließ der Monsignore die 1831 erbaute Gruft auf dem Annaberg wieder herrichten. Nach dem Krieg war die Gruft in einem so schlechten Zustand, dass sie komplett abgerissen und leicht verändert wieder aufgebaut werden sollte.
Herz-Mariae-Kirche Gmünd – 1958
Über die Notwendigkeit eines neuen Gotteshauses in Gmünd informierte Monsignore Schmidt 1955 die Bürger. Die Bevölkerung freute sich darüber und trug mit großzügigen Spenden dazu bei. Im März 1956 konnte der erste Spatenstich durch den Stadtpfarrer durchgeführt werden. Am 30. November 1958 erfolgte die feierliche Einweihung durch Weihbischof Josef Hiltl. Seitdem wird jeden Sonntag ein Gottesdienst in Gmünd abgehalten.
Friedenskirche – 1963
Durch den Bevölkerungswachstum nach dem Krieg war die Alte Pfarrkirche am Marktpatz lange nicht mehr ausreichend, um alle Gläubigen aufnehmen zu können. 1953 gab es bereits erste Pläne für einen Neubau, jedoch erst 1961 führte der Monsignore Anfang Mai den Spatenstich durch. Am Sebastiantag 1962 wurden die Glocken auf den bereits vollendeten Turm aufgezogen und am 9. Juni 1963 konnte die Kirche durch den Regensburger Bischof Dr. Rudolf Graber eingeweiht werden. Der Kirchturm war ursprünglich nur 42 Meter hoch geplant, etwas niedriger als der Wasserturm, das Wahrzeichen der Stadt. Nach Fertigstellung ragte der Kirchturm ganze 52 Meter in den Himmel. Die Vermutung liegt nahe, dass hier das Wahrzeichen der Stadt übertroffen werden sollte. Welcher Baumeister hatte hier wohl seine Hände im Spiel? ?
Katholischer Kindergarten – 1967
Auch für die Kinder setzte sich der Pfarrer ein und es wurde 1966 unter seiner Leitung ein neuer katholischer Kindergarten gebaut. 1967 zogen die Kinder von der Alten Amberger Straße (ehemaliges Theresienheim) in den Alten Weg. Der Kindergarten stand unter der Leitung der Niederbronner Schwestern, die nebenan in einem Schwesternheim wohnten.
Berufsschule St. Michaelswerk – 1976
Ein Herz für Jugendliche zeigte der Monsignore mit dem Bau einer Berufsförderschule. Unter kirchlicher Obhut wurde 1975 das St. Michaels-Werk e. V. gegründet, mit dem Ziel, an dieser Berufsschule auch etwa 60 Jugendliche in einem Internat unterzubringen. Ein Bauplatz hinter den Thumbachauen, der sich in der Wasserschutzzone befand, stand zur Verfügung. Der Monsignore setzte sich dafür ein, dass die Schule 1976 den Betrieb mit 72 Schülern aufnehmen konnte. Als Anerkennung für seine großen Verdienste trägt die Zufahrtstraße zur Berufsschule St. Michaels-Werk seinen Namen.
Altar des „Alten Kircherls“ – 1976
Der Original-Altar des „Alten Kircherls“, welches an der Straße Richtung Pressath steht, ist nach dem Neubau der Kapelle im Jahr 1976 im Kultur- und Militärmuseum untergebracht. Die wertvollen Figuren Maria mit dem Kinde (1515), St. Ursula mit dem Pfeil und St. Barbara mit dem Turm (Ende 15. Jahrhundert) haben ihren Platz in der Kulturabteilung gefunden. Für die neu erbaute Kapelle gestaltete Bildhauer Helmuth Langhammer einen neuen Altar nach dem Original. Der Stadtpfarrer übernahm die nicht unbeträchtlichen Kosen für die drei Heiligenfiguren aus Privatmitteln.
Ehrentitel
Aufgrund seiner Verdienste wurde Monsignore Schmidt 1968 das Bundesverdienstkreuz verliehen, 1976 wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Grafenwöhr ernannt und im selben Jahr erhielt er die Ehrenbürger-Urkunde von seinem Geburtsort Waidhaus.
Als Baumeister, Gönner, Förderer und Seelsorger ist er den Grafenwöhrern noch immer in Erinnerung. Einige Anekdoten sind von Monsignore Ludwig Schmidt überliefert, denn so manches Mal ging er seine Bauvorhaben eher unkonventionell an. Aber was wäre unsere Gesellschaft ohne den Mut und der Entschlossenheit solcher Personen.