Die ersten Fahrräder mit Luftbereifung gab es in Deutschland bereits im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Im Museum ist in Fahrrad aus dieser Zeit ausgestellt, allerdings noch mit Drahtbereifung.
In Grafenwöhr wurde 1903 in einem Artikel des Eschenbacher Amtsblattes erstmals ein Fahrrad erwähnt, denn der Besitzer hatte einen geplatzten Schlauch mit Sägespänen aufgefüllt und wollte für diese gelungene Reparatur ein Patent anmelden. Ob er damit tatsächlich erfolgreich war, ist nicht bekannt. Bereits ab 1908 verkaufte Friedrich Carl Goller Fahrräder in der Stadt und anscheinend begeisterte die Grafenwöhrer das Fahrradfahren, denn 1911 wurde im Gasthof Specht der Radfahrerverein Concordia gegründet.
Beeinträchtigt durch den Ersten Weltkrieg blühte dieser Verein erst danach richtig auf. Am 1. Juli 1920 traten die Radfahrer ganz offiziell dem Deutschen Rad- und Motorfahrer-Verband „Concordia“ e.V. Bamberg bei.
Ab diesem Zeitpunkt waren in der Stadt vermehrt Fahrräder unterwegs und 1921 gab es sogar ein großes Fahrradrennen Grafenwöhr-Pressath-Eschenbach-Grafenwöhr mit anschließender Preisverleihung. Die Standartenweihe des Vereins Concordia erfolgte 1922, dazu waren sage und schreibe 64 Radfahrervereine aus ganz Bayern in Grafenwöhr zu Gast. Einmal nahm sich der Verein Concordia eine „Gewalttour“ nach Augsburg vor und die Mitglieder fuhren 238 Kilometer in 16 Stunden auf ihren Drahteseln. Anscheinend war dieses Unterfangen zu anstrengend, denn die folgenden Ausflüge führten die Gruppe nur noch in die nähere Umgebung. Der Radfahrerclub zählte in den 20er Jahren 110 Mitglieder, die regelmäßig gemeinsame Radtouren unternahmen, unter anderem zum Rauhen Kulm, nach Speinshart zum Kloster, in die Fränkische Schweiz oder zum Bergfest nach Amberg.
Die Nachfrage an Fahrrädern und deren Wartung und Reparatur war vorhanden, deshalb eröffnete neben Andreas Hofmann, der ab 1921 neue und gebrauchte Fahrräder anbot, Anton Kamm eine Kraftfahrzeug- und Fahrrad-Reparaturwerkstatt.
Wenig später handelte Martin Nicklas mit neuen und gebrauchten Motorrädern. Er bot motorisierte Zweiräder der Marken DKW, NSU, Alfa und Standard an und eine NSU kostete damals 198 Mark, ein Motorrad der Marke Standard bereits 975 Mark.
Um Sicherheit im Umgang mit den motorisierten Zweirädern zu vermitteln, gründete Friedrich Carl Goller Ende der 20er Jahre eine Fahrschule und die Geschicklichkeit auf den Motorrädern wurde bei Geländeübungen sowie bei Stadtfahrten nach Bayreuth geübt. Ebenso wie die Radlfahrer schlossen sich auch die Motorradbegeisterten zusammen und unternahmen gemeinsame Ausflüge in die Umgebung. Im Nebenzimmer des Gasthofs Wilhelm Specht entstand 1926 eine Ortsgruppe des ADAC und wer das nötige Geld hatte, kaufte sich bereits einen PKW.
Unter den Klängen einer Musikkapelle machte eine Reihe von Motorrädern und Automobilen im Frühjahr 1927 eine Korsofahrt rund um den Stadtplatz bis zum Militärgasthof. Gemeinschaft leben und zeigen was man hat – sozusagen.?
In der Corona-Krise gewinnt das Radeln wieder an Bedeutung. Vieles spricht dafür, wieder mehr in die Pedale zu treten: Es stärkt die Gesundheit und kleine Ausflüge in die Umgebung bieten eine kleine Abwechslung vom Alltag.